Johannes Reintjes
Anmeldedatum: 24.10.2006 Beiträge: 33 Wohnort (nur bei Vollmitgliedschaft erforderlich ): München
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Verfasst am: 19.11.2006, 22:37 Titel: Mt 14, 12-23 "Ich werde euch zu Menschfischern machen! |
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Impulse zur Öffentlichkeitsarbeit der alt-katholischen Kirche
Predigtgespräch von zwei Laien zu Lk 5, 1-11 oder Mt 14, 12-23 "Menschfischer" und
Lesung 1. Korinther 12 "Talente der Gemeinde"
1. Spirituelle Aspekte „Menschenfischer“,
2. Laienforum in Linz,
3. Vision für Gemeinde
(c) Johannes Reintjes, München Nov. 2004
K.: Jesus sprach zu Simon:
J.: Fürchte Dich nicht, von nun an wirst Du Menschen fangen.
K.: In diesen Worten Jesu zeigt sich eine Haltung, die dazu auffordert, sich nach außen zu orientieren und andere für das zu begeistern, was einem selbst am Herzen liegt. Jesus war von seiner Botschaft überzeugt. Er wollte seinen Lebensentwurf teilen und mitteilen.
J.: Gleichzeitig zeigt das Evangelium, dass Mühen nur mit Gottes Hilfe zum Erfolg führen können. Simon vertraut auf die Worte Jesu, obwohl er vorher die Erfahrung von Misserfolg und vergeblichen Mühen gemacht hatte. Erst mit diesem Vertrauen auf Gottes Hilfe hat er Erfolg.
K. Die Jünger im Evangelium geben alles auf um Christus zu folgen und seine Lehre zu verbreiten, um Menschen zu fangen. Eine solche bedingungslose Nachfolge Christi finden wir auch später, beispielsweise bei Franz von Assisi und der heiligen Clara.
J.: Die heutige Lesung zeigt uns, dass jeder in einer Gemeinschaft mit seinen ganz persönlichen Begabungen zur Lebendigkeit dieser Gemeinschaft und zu ihrer Verbreitung ohne Überforderung beitragen kann. Auch in unserer Gemeinschaft gibt es Menschen, die ihre jeweiligen musikalischen, wirtschaftlichen, handwerklichen oder andere Begabungen auch für die Gemeinde nutzen. Jeder, der aktiver Christ sein will, ist aufgefordert, seine Fähigkeiten einzubringen.
K.: Bezogen auf die Situation der alt-katholischen Kirche, war dies das Thema des letzten Internationalen Laienforums, in dem Impulse zur Öffentlichkeitsarbeit ausgetauscht wurden. Unter dem Thema „Ach wie schad´, dass niemand weiß…“ ging es darum, wie man überhaupt von der alt-katholischen oder - wie die Schweizer sagen - christ-katholischen Kirche erfährt.
J.: Viele Menschen haben den Kontakt und vor allem das Vertrauen zu ihrer Kirche verloren und suchen nach Alternativen, die Ihnen die alt-katholische Kirche bieten könnte. Wie können diese Menschen nun von der alt-katholischen Kirche erreicht werden?
K.: Im Laienforum wurden zunächst die verschiedenen Formen der bisher geleisteten Öffentlichkeitsarbeit in den einzelnen Landeskirchen ausgetauscht. Dabei wurde klar, dass es starke Unterschiede im öffentlichen Auftreten gibt. So tritt beispielsweise die junge tschechische Kirche mit ihren Sozialprojekten hervor, die niederländische mit umfangreichem Informationsmaterial.
J.: Jede Öffentlichkeitsarbeit beginnt mit der deutlichen Kennzeichnung der kirchlichen Gebäude mit „Alt-katholisch“.in Worten und Symbolen. Beispielsweise haben Gemeinden in Deutschland dies mit auffallenden Fahnen und Transparenten gemacht. In einer Großstadt müssen sich unsere Kennzeichnung gegenüber vielen optischen Signalen durchsetzen.
K.: In der Schweiz gibt es Pressemitarbeiter und in jeder Gemeinde Pressebeauftragte, die eine Präsenz im Fernsehen und in Zeitungen sicherstellen. In Deutschland ist die Präsenz im Radio gut. Wie gesagt, beeindrucken die Niederländer (finanziert durch einen eigenen Fonds) durch gutes und vielfältiges Informationsmaterial, von Plakaten bis zum Bildschirmschoner.
J.: Wir in München können auf unseren stets aktuellen Internetauftritt stolz sein. (Beispielsweise können Sie die Ankündigung zu den Zeiten und Themen des heutigen Gemeindetages samt Bildmaterial über das Laienforum auf unserer Homepage www.alt-katholisch.de/Gemeinden/Muenchen finden).
Auch auf unsere Veranstaltungsbreite können wir stolz sein: kulturelle Ver-anstaltungen, wie heute um 19 Uhr in unserer Kirche; religiöse, wie die der Ökumene, der Gartenhausgespräche und des Bundes altkatholischer Frauen und oder einfach gesellschaftliche Treffen, wie unser Kirchenkaffee und der Stammtisch im Gasthaus Charivari u.v.m.
K.: In manchen Gemeinden in Deutschland gibt es ein Kirchen-Café unabhängig vom Gottesdienst, oft in Verbindung mit öffentlichen Veranstaltungen wie dem Christkindelmarkt. In einer Schweizer Bahnhofsstraße wird die Kirche besonders lange offen gehalten, um einen Raum der Besinnung zu bieten.
Ganz bewusst sind diese Angebote auch für Menschen gedacht, die noch ihre Schwierigkeiten mit der Kirche und ihren Ritualen haben und daher nicht als ersten Kontakt einen Gottesdienst wählen möchten.
J.: Es reicht aber nicht, Information als Einbahnstraße zu geben. Es muss vielmehr die Kommunikation, das aktive Zuhören und die Überzeugungsbereitschaft folgen: So gibt im heutigen Evangelium Jesus nicht nur die Information „In dem See gibt es Fische, die ihr fangen könnt“, sondern er leistet aktive Überzeugungsarbeit und fordert zum Handeln auf.
K.: Für die Situation der alt-katholischen Kirche bedeutet das konkret, die Besonderheiten unserer Kirche mit Überzeugung heraus zu stellen. Das spezifische Profil der alt-katholischen Kirche muss vermittelt werden können, gerade weil sich diese Grundsätze in besonderer Weise an den Strukturen der alten, genauer der frühen Kirche orientieren.
J.: Als solche Merkmale, die unser Profil ausmachen, sind hervorzuheben:
o die demokratisch-synodale Ausrichtung statt päpstlicher Amtkirche von oben
o die Toleranz (z.B. auch gegenüber Wiederverheirateten)
o „mit gutem Gewissen katholisch sein können“ (Das heißt nicht in ständig schlechtem Gewissen z.B. wegen seiner sexuellen Ausrichtung zu leben.)
o kein Zwangszölibat und die Öffnung des Priesteramts für Frauen
o Eucharistie für alle Christen.
K.: Die Forderungen des Kirchenvolksbegehrens der römisch-katholischen Kirche sind mit diesen Merkmalen der alt-katholischen Kirche erfüllt! Damit kann die alt-katholische Kirche römisch-katholisch Gläubigen, die mit den Strukturen ihrer Kirche unzufrieden sind, eine Heimat bieten.
Für Menschen aus protestantischen Kirchen kann die alt-katholische Kirche vor allem dann von Bedeutung sein, wenn sinnlich-liturgische Erfahrungen gesucht werden, ohne die römischen Dogmen übernehmen zu wollen.
Wir sollen Menschen herzlich einladen, die spirituell Suchende sind, die sich von ihrer Konfession distanziert haben oder ohne Konfession sind.
J.: Innerkirchlich wendet sich die Öffentlichkeitsarbeit an die Menschen, die nicht regelmäßig den Kontakt im Gottesdienst oder in kirchlichen Gruppen suchen. Wir müssen über Kontaktbriefe hinaus ein auf viele aktive Mitglieder verteiltes persönliches Gesprächsangebot für diese größte alt-katholische Gruppe finden.
K.: Als Zukunftsvision sehen wir eine alt-katholische Kirche, die ihre Einzigartigkeit auch lebt und in Erscheinung treten lässt. Jeder im Großraum München soll in seinen Gedanken mit „alt-katholisch“ einige genannte Merkmale verbinden können.
Die alt-katholische Kirche soll dabei eine lebendige Kirche für alle Altersgruppen sein. Sie soll auch durch junge Menschen getragen werden und soll ihren Nachwuchs sicherstellen können.
J.: Eine weitere Zukunftsvision ist ein Mitgliederzuwachs, der die Existenz der alt-katholischen Kirche und ihrer Mitarbeiter sichern und ausbauen kann. Damit die Mitglieder in der Diaspora ihre Kirche z.B. leichter erreichen können, sollte es gut besuchte Filialkirchen mit wöchentlichem Gottesdienst geben.
K.: Auch die sozialen und pastoralen Beratungsangebote in schwierigen Lebenslagen sollen ausgebaut und bekannt gemacht werden.
J.: Weil wir von der Wichtigkeit und Notwendigkeit unserer Art von Kirche ü-berzeugt sind, wünschen wir uns eine Wachstumskirche. Dabei muss das Einwurzeln neuer Mitglieder gefördert werden, damit unsere Identität gewahrt und gestärkt wird. In dieser vielfältigen Kirchengemeinde sollen sich die einzelnen Mitglieder angenommen fühlen.
K.: Diese Visionen mögen vielen als sehr weitreichend erscheinen.
Dom Helder Camara hat dazu folgende Zeilen geschrieben, die wir zum Auszug singen dürfen (EG 672):
Wenn einer alleine träumt, dann ist es nur ein Traum.
Wenn viele gemeinsam träumen,
so ist das der Beginn,
der Beginn einer neuen Wirklichkeit.
In diesem Sinn sind die verschiedenen Begabungen unserer Gemeinde - wie es im Paulusbrief der heutigen Lesung heißt – zur Tat aufgerufen:
„In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.“ Und im heutigen Evangelium sagt Jesus:
J.: Fürchte Dich nicht! Von nun an wirst Du Menschen fangen.
Dr. Johannes Reintjes, Katharina Reintjes, München
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