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Lk 3, 21-22: Taufe als Angesprochenwerden

 
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 06.02.2007, 23:30    Titel: Lk 3, 21-22: Taufe als Angesprochenwerden Antworten mit Zitat

Eucharistiefeier zur Taufe des Herrn im Lesejahr C
alt-kath. Gemeinde Bottrop, 07.01.2007, 10.00 Uhr
Kreuzkampkapelle „Christi Verkündigung“
Leitung und Predigt: Vikar Dr. André Golob
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Lk 3, 21-22 Taufe als Angesprochenwerden


Wir feiern heute die Taufe des Herrn. Was bedeutet Taufe? Einige von uns haben sicher schon einmal die Taufe eines kleinen Kindes miterlebt. Der klassische Ort für eine Taufe ist ja die Osternacht. Am frühen Ostermorgen, ab 7 Uhr 30 war das Kind Christ – ist das richtig so? Die katholische Kirche sagt, das Kind wurde mit einem „character indelibilis“ versehen, einem unauslöschbaren Prägemal. Es kann später Satan anbeten, zum Massenmörder oder Kinderschänder werden – einmal getauft bleibt es Christ oder Katholik oder wie auch immer – es unterliegt dann nur einer Kirchenstrafe. Es ist wie mit der Priesterweihe. Einmal Priester, immer Priester. So sieht das die Dogmatik und das Recht es vor.

Was bedeutet Taufe? Früher glaubte man nur Getaufte kommen in den Himmel, alle anderen sind des Satans fette Beute – wie man so schön sagt. Frühgeburten wurden außerhalb des geweihten Bereichs eines Friedhofs beerdigt – zusammen mit den Selbstmördern. Dies führte fast zu einer Hysterie. Schon in den Kreissälen standen Schalen mit geweihtem Wasser. Es gab sogar den Brauch mit einer Riesenspritze Ungeborene intrauteral, das heißt noch im Mutterleib, zu taufen. Manch Schwangere mieden katholische Krankenhäuser, weil bei Komplikationen stets zugunsten des ungetauften Kindes entschieden wurde. Damals hatte die Kirche noch dem Daumen drauf und verpflichtete jeden Arzt dazu, die Mutter sterben zu lassen damit das Kind getauft werden könne.

Was geschieht denn nun wirklich bei der Taufe. Ist es so, daß Menschen sie brauchen zum Heil?

Jetzt würden sich Tausende zu Wort melden und rufen: Ich weiß es. Jeder hat eine Meinung dazu, entweder selbst konstruiert, irgendwo aufgeschnappt, tradiert aus Vorzeiten. Theologie ist ein absolut undankbares Studium, denn jeder weiß es – vor allen innerhalb der katholischen Kirchen - besser. Jeder hat dazu etwas zu sagen und jeder sieht das als unumstößlich an, was er denkt. Mein Vater sagte einmal zu mir: Meide in deinem Leben drei Arten von Gespräche: Sprich mit anderen nie über über Geld, über Politik oder über Religion. Da ist was dran.

Ich frage mich immer: Warum schaut man nicht einfach mal in die heilige Schrift – das ist doch das Naheliegendste. Zumindest ist es das, was Theologen zunächst machen. Aber wir Katholiken haben da immer noch Berührungsängste. Da können wir von unseren protestantischen Schwestern und Brüder noch lernen, was es heißt mit der Bibel zu leben.

Es ist auffällig: Zwischen der Taufe des Johannes und der Taufe, die Jesus spendet, gibt es einen großen Unterschied. Taufe heißt bei Jesus nicht Reinigung, nicht Umkehr mit Blick auf die Endzeit. Sie ist keine Reaktion aus einem Schuldgefühl heraus, aus Angst heraus, und sie führt nicht in die individuelle Askese und Weltflucht.

Vielmehr ist sie Ausdruck des uneingeschränkten Angenommenseins. Gott zeigt uns, daß er unser Vater ist, egal was wir getan haben, egal wie niederträchtig wir gehandelt haben. In der Taufe spricht Gott uns an und zeigt uns seine väterliche Liebe. „Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen gefunden“. Dies gilt ein Stück weit auch für uns. Vertrauensvoll dürfen wir uns ihm übergeben, nie wird er uns strafen, sondern uns so annehmen mit all unseren Schwächen und Unzulänglichkeiten, denn er ist unser Vater. Gott kennt kein Leistungsprinzip, Religion ist kein Geben und Nehmen. Die Zeiten der Strafmaßnahmen und Sintfluten, die manch Kirchenpotentat sich zurückwünschen mag, sind vorbei. Die Religion der Angst ist vernichtet. Da wo sich nur einen Hauch von Angst in Religion findet - darin können wir uns sicher sein - haben Menschen sie in ihr Gegenteil verkehrt. Bizarr und pervers gestaltet sich eine Religion, die den Menschen Furcht einflößt und ihn aus Abschreckung moralisch handeln läßt – dann wird aus Religion Recht. Dann werden aus Priesterinnen und Priestern Juristen, aber keine Gottesmenschen.

Schauen wir in das heutige Evangelium, dann sehen wir: In der Taufe beginnt für den Menschen ein Dialog mit Gott. „Du bist mein geliebter Sohn“ – „Du“. Wann irgend jemand auf ein solches Du mit seinem Ich antwortet beginnt eine wirklich menschliche Rede, ein Dialog zwischen Ich und Du, in dem beide sich austauschen und beide sich wechselseitig einander verdanken.

Ein solcher Dialog, so meint Martin Buber, sei der Grund aller Religionen. Wie wir mit Menschen, wie wir mit Lebendem, mit Tieren, mit Pflanzen, mit Dingen in einen Dialog träten oder einen solchen Dialog verweigerten, das entscheide darüber, ob sich unsere Welt öffne für Gott oder sich schließe vor ihm.

Ich möchte das etwas erläutern an einem banalen Beispiel. Es ist möglich etwa einen Hund oder eine Katze zu betrachten als einen Gegenstand. Es, das Tier, ist und bleibt in solcher Betrachtung ein Es. Es ist Gegenstand von Zuchtversuchen, Dressurakten, von Manipulationen, um es auf dem Markt besser zu verkaufen, es ist eine Ware, die man kauft für Geld. Was dieses Es fühlt und empfindet spielt dabei keine Rolle, es ist nur ein Es. Es ist niemals Teil unserer menschlichen Welt. Aber wie menschlich ist eine solche Welt, die ein fühlendes Wesen als Neutrum, als Es, als Ding betrachtet und behandelt. Wie eng macht sie sich, wie verroht mag sie sein?

Ein Kind schon wird mit seinem Hund, mit seinem Kätzchen anders verfahren. Ein Kind, das seinen Hund oder sein Kätzchen streichelt, tritt - kaum daß es reden kann - mit diesem ihm eigentlich unbekannten Wesen in ein Gespräch. Für ein spielendes Kind wird sein Tier ein Gegenüber, ein Du. Es gibt diesem Du einen Namen, und fortan ist dieses Du nicht mehr irgendein Hund, irgendeine Katze. Das angeredete Tier tritt in die Welt dieses Kindes als etwas Einzigartiges ein. Und eines Tages geschieht es, daß allein schon der aus Aussprechen des Namens dem Hund, der Katze sagt, daß sie gemeint sind von diesem Kind, von diesem Menschen, und eine Brücke spannt sich zwischen Mensch und Kreatur.

Zwei ganz verschiedene Weisen sind das, Welt zu erleben: das Es oder das Du. Und je nachdem, welche dieser beiden Weisen wir bevorzugen, entscheiden wir darüber, was für Menschen wir sind. Es entscheidet auch darüber, wie wir die Kernaussagen des Christentums verstehen.

Das ist das Entscheidende an der Taufe, daß Gott uns anredet als Du und wir in ihm ein Du erkennen können. Das hat Gott uns in seinem Sohn gezeigt. In ihm sehen wir ein Du, das uns nie zu einem Es macht, das uns nie nur als Objekt betrachtet, sondern das mit sich reden läßt, das wir anreden dürfen. Und mehr noch. Jesus ist der, der uns ein absolutes Vertrauen in jenes unsichtbare Du – was wir Gott Vater nennen - schenken möchte. Er spricht, um uns einzuladen, selber zu reden. Er kommt auf uns zu, um uns anzubieten, mit ihm zu gehen. Er streckt seine Hand aus, damit wir ihm die unsere reichen und uns von ihm die ganze Welt und unser eigenes Leben noch einmal ganz neu zeigen lassen.

Taufe ist das Sakrament des Angesprochenwerdens, der Individuation, des Subjekt-werdens. Durch die Taufe werden wir Dialogpartner, durch die Taufe erhalten wir eine Stimme. Durch die Taufe werden wir Theologen – denn Theologie betreiben heißt „reden zu Gott“. Das ist es was uns von anderen unterscheidet, daß wir nicht
v o n Gott reden sondern m i t Gott.
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