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Joh 6, 51 – 59: Himmlische Verführung

 
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 25.05.2008, 08:09    Titel: Joh 6, 51 – 59: Himmlische Verführung Antworten mit Zitat

Eucharistiefeier zu Fronleichnam im Lesejahr A
26.5.2005, 10.30 Uhr
Klarenbachkapelle, Düsseldorf-Reisholz
Leitung und Predigt: Vikar Dr. André Golob
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Joh 6, 51 – 59 `Himmlische Verführung´

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde!

„Chocolat“ hieß der Film, der vor einiger Zeit die Herzen bewegte. Ich weiß nicht ob ihr ihn gesehen habt - vielleicht zeigen wir ihn ansonsten ja mal hier im Gemeindekino.
Der Film berichtet von einer Frau, die mit Ihrer Tochter in der französischen Provinz einen Laden für Süßigkeiten eröffnet. Mit fast magischem Gespür weiß sie, was ihre einzelnen Kunden brauchen. Diese Praline, jene Schokolade, diesen Genuß, jene Köstlichkeit. Schokolade raffiniert verfeinert mit Cayennepfeffer, weiße Trüffel mit Rahm und Champagner verzaubert. Jede, der köstlichen Verführungen verändert seinen Genießer und dazu die guten Gespräche, die Lebensweisheiten und Tips der Schokoladenfee hinter dem Tresen. „Himmlische Verführung“ heißt die Romanvorlage für diesen Film und in der Tat wird das Pralinengeschäft zu einem Paradies, einer Kirche, in der Großmütter und Enkel nach Jahren zusammentreffen, in denen Familien zusammengeführt werden, in denen Mut gefaßt wird, gegen den prügelnden Ehemann zu opponieren. Das Lustvolle, Angenehme wird kombiniert mit Lebenshilfe und Therapie – das Lustvolle wird zur Lebenstherapie. Nach einem Besuch in diesem Geschäft will keiner mehr zufrieden sein mit dem was ist, mit dem bitteren und faden Status quo seines Lebens. Er will herausbrechen. Zu viel im Leben ist hart und schwer und bitter, um so größer wird der Hunger nach Süßigkeit, auch im übertragenen Sinne.

Und ich will es noch mal sagen: Der Laden der Madam gleicht einer Kirche. Zumindest sollte ein Kirchenbesuch so süß sein, so angenehm, so beglückend und heilsam. Die Meßfeier sollte ein Ort sein, an dem jene mit Spezereien gefüttert werden , deren Seele voll Heißhunger nach wirklicher, nach süßer Liebe schreit. Nicht zufällig ist „Süßigkeit“ ein zentrales Wort auch der Bibel und unseres christlichen Glaubens: „Kommt und seht, wie süß der Herr ist“ – wie gut er uns tut, wie nahrungsvoll die Beziehung zu ihm ist und das Leben in seiner Nähe.

Genau davon ist im heutigen Evangelium die Rede: „Nehmt uns esset, das ist mein Leib, das ist mein Leben, so bin ich für euch“. In dieser verschwenderischen Offenheit begegnet uns in Jesus Christus der lebendige Gott. Gott ist es, der hier einlädt zum großen Empfang, mit Essen und Trinken – in der nur ihm zu eigenen Weitherzigkeit und Aufgeschlossenheit. Deshalb sagen die Frommen Israels von Gott, daß er „regelrecht süß“ sei, wahrhaft wohltuend. Deshalb hat man Jesus einen und Säufer gehießen, weil er Gottes verschwenderische Gegenwart feiert und dazu einlädt. Deshalb sagt ein großer Theologe wie Augustinus: Es komme darauf an, die Gegenwart Gottes zu genießen.

Alles was sonst auf dem Markt der Gesellschaft zu haben ist, ist gut mitunter brauchbar, mehr oder weniger. Manches ist durchaus auch zu genießen. Aber in allem ist etwas zu wenig – so lange wir darin nicht auf den Gottesgeschmack kommen. Deshalb feiern wir Eucharistie. Wir dürfen das Brot und den Wein des Lebens genießen, uns einverleiben die Liebe Gottes, sie uns zu eigen machen. Inmitten einer schal und fade gewordenen Welt treffen wir uns an einem wundervollen Ort – nicht nur ein Ort der Mauern, sondern ein Ort der Herzen - und begegnen Jesus Christus, sitzen mit ihm zu Tisch und wir werden ruhig, berührt, unsere Tränen werden getrocknet. Ein wenig gestärkt gehen wir wieder nach Hause, haben Kraft geschöpft aus dieser Begegnung, aus seinen Worten und dem Brot und dem süßen Wein, die wie Pralinen alle Depression hinwegwehen.

Transsubstantiation, Consubstantiation oder wie Theologen, Dogmatiker und andere Hirnakrobaten die Eucharistie benennen und erklären wollen, das muß eigentlich alles weg. Es ist als würde man zu einem liebevoll komponierten Festmahl sagen, es entspräche in seiner Effizienz überdurchschnittlichen Parametern. Nicht die Worte der Wissenschaft, wenn überhaupt, dann ist es allein die Sprache der Poesie, die beschreiben kann, was Eucharistie bewirkt, was eine Abendmahlfeier bedeuten kann. „Gott ist zuckersüß“, sagen die Juden – das trifft es mehr als alle dogmatischen Spitzfindigkeiten. Es ist wie mit eine Praline. Gott ist der Zuckerbäcker, ein Chocolatier für unsere Seele. Aber nicht nur die entzückenden, kleinen Leckereien sind es, die uns allein verzücken und die Angst und den Druck der Welt von uns nehmen. Auch die Worte des Zuckerbäckers sind heilsam, als streue er Puderzucker auf unser Herz.

Das ist die Wandlung, das eigentliche Wunder der Eucharistie. Deshalb sprechen wir vom Geheimnis der Wandlung, nicht nur von Brot und Wein, sondern von realen Verhältnissen – im eigenen Leben, in Beziehungen, im gesellschaftlichen Verhalten. „Himmlisch verführt“ können wir uns irdisch engagieren und dazu beitragen, daß Bitteres süß, das Falsches wahr, Böses gut wird. Franz von Assissi schreibt in seinem geistlichen Testament, was ihn innerlich veränderte: Irgendwann sei es ihm möglich gewesen einen Aussätzigen zu umarmen und zu küssen. „Da wurde mir das Bittere süß und ich erfuhr die Zärtlichkeit Gottes“. Seitdem ist dieser Mann verwandelt. Deshalb haben ihn die Mitmenschen geliebt.

Es ist wie im Film. Letztendlich und trotz aller Widerstände gelingt es der klugen Frau, daß sich im dem kleinen französischen Dorf einiges ändert. Verhärtungen lösen sich auf, Beziehungen entstehen neu, das Zusammenleben wird aufmerksamer, wärmer und friedvoller, süßer. Das ist die Lebensart Jesu, das ist die Einladung auch hier und jetzt: „Kommt spürt, wie süß der Herr ist“.

Amen
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