André Golob

Anmeldedatum: 21.10.2006 Beiträge: 129 Wohnort (nur bei Vollmitgliedschaft erforderlich ): 46236 Bottrop
|
Verfasst am: 21.10.2006, 17:32 Titel: Mk. 7,1-8.14-15. „Hast Du Dir auch die Hände gewaschen?!?“ |
|
|
03.09.06 Predigt zu Markus 7,1-8.14-15.21-23
Eucharistiefeier
22. Sonntag nach Epiphanie im Lesejahr B
Alt-kath. Gemeinde Düsseldorf, 03.09.2006, 10.30 Uhr
Klarenbachkapelle, Düsseldorf-Reisholz
Leitung und Predigt: Diakon Thomas Schüppen
___________________________________________________________________
„Hast Du Dir auch die Hände gewaschen?!?“
Wer von uns hat diesen Satz nicht schon von seinen Eltern gehört?
Wer von Euch und Ihnen hat diesen Satz nicht schon zu seinen Kindern gesagt?
„Dreck schürt der Maach!“ sagte man dort, wo ich aufgewachsen bin.
Die einen glauben, den Viren und Bakterien durch Sauberkeit und Reinlichkeit Einhalt zu gebieten, die anderen glauben, dass es darauf ankommt das Immunsystem zu stärken, indem es nicht ganz so steril zugeht.
Wir sind uns sicher einig darüber, dass es Jesus in der soeben gehörten Perikope nicht darauf ankommt, einen pädagogischen oder gar medizinischen Vortrag über den Sinn und Unsinn des Händewaschens zu halten.
Jesus will vielmehr den Blick auf das Wesentliche richten,
auf das, was unser Herz bewegt,
auf das, was aus unserem Inneren kommt,
auf die Werte und Maßstäbe, die unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmen.
Für uns Menschen können hierbei Regeln und Rituale eine wichtige Rolle spielen.
Sie sind aber nur so lange wertvoll,
solange sie in enger Verbindung mit unserer Überzeugung stehen.
Ansonsten sind wir leicht in der Gefahr,
unsere Hände in Unschuld zu waschen
und gleichzeitig uns selbst oder anderen Menschen Schaden zuzufügen oder uns gar zugrunde zu richten.
Wie aber finden wir Zugang zum Wesentlichen?
Wie finden wir Zugang zu dem, was unser Herz bewegt?
So wie Mose im 1. Testament die Darlegung der Gesetze beginnt,
so spricht auch Jesus die Menschen an: HÖRT! HÖRT ZU!
Wir sollen hören auf unser Herz.
Wir sollen hören auf das Wort Gottes.
Wir sollen hören auf den Anderen.
Und nach dem Hören und Beobachten
ist es meist wichtig, still zu werden
und wirken zu lassen, was uns erreicht.
Wie oft glauben wir sofort eine Antwort parat zu haben?
Wie oft urteilen oder gar verurteilen wir?
Wenn wir zunächst beschreiben würden,
was wir fühlen und denken,
gäben wir uns die Chance,
eine größere Weitsicht zu gewinnen.
Hören wir konkret in unsere Gemeinde:
Da sind Gefühle wie Trauer, Unsicherheit, aber auch Enttäuschung und Wut über das, was in unserer Düsseldorfer Gemeinde geschehen ist und geschieht.
Ich kann mich noch gut erinnern als zu meiner Jugendzeit die Struktur unseres Dekanates verändert wurde und in unsere Gemeinde ein neuer Priester kommen sollte. Wir wollten damals keinen Abschied von unserem Pfarrer, der nicht nur bei der Jugend sehr beliebt war. Wir haben damals gekämpft, wir haben Briefe geschrieben, und wir waren verärgert, wir waren wütend. All das richtete sich nicht gegen den Neuen, denn den kannten wir ja noch nicht. Vielmehr ging es um die Verunsicherung, die mit dem Abschiednehmen und dem Neuanfang verbunden war.
Ich glaube, diese Gefühle sind vollkommen gerechtfertigt,
wir sollen sie uns nicht verbieten, wir sollen sie nicht unterdrücken,
zeugen sie doch auch von der Verbundenheit zu einem Menschen,
mit dem über viele Jahre Beziehungen gewachsen sind.
Ich glaube allerdings auch,
dass solche Gefühle und Gedanken nicht Besitz von uns ergreifen dürfen.
Ergreifen sie von uns Besitz, werden wir nur allzu leicht verbittert und missmutig. Sie verhärten uns.
Jesus spricht in diesem Zusammenhang von der Unreinheit des Herzens,
die moderne Psychologie nennt es die verunreinigte Hygiene der Psyche,
unsere Erfahrung sagt uns, dass solche Gedanken und Gefühle uns selbst und anderen schaden.
Sie schaden uns, weil sie uns den Blick verstellen auf die sprichwörtliche Kehrseite der Medaille:
Sie verstellen uns den Blick auf die Chancen, die Veränderungen mit sich bringen.
Sie verstellen uns den Blick auf die Kreativität und die Phantasie,
die jedem Neubeginn innewohnen.
Sie verstellen uns nicht zuletzt den Blick auf die Frohe Botschaft,
die uns miteinander verbindet und aus der heraus wir leben wollen.
So wünsche ich mir und uns
für den gemeinsamen Weg unserer Zukunft,
den wir in dieser Zeit beginnen,
dass wir unseren Blick zu allererst und vor allemrichten auf die Freude unseres gemeinsamen Glaubens,
dass wir ihn feiern und nach außen tragen.
Ich wünsche mir,
dass wir miteinander Zukunft gestalten,
indem wir zur Sprache bringen, was uns umtreibt und bewegt,
indem wir einander wohlwollend zuhören,
indem wir immer wieder den Blick auf das Positive richten,
indem wir beschreibend antworten und nicht vorschnell urteilen,
damit wir miteinander Lösungen und Wege finden.
Ich glaube, dass wir auf diese Weise
sowohl allen Viren und Bakterien,
wie Neid, Hochmut und Besserwisserei, Einhalt gebieten
und gleichzeitig ein Immunsystem stärken,
dass seine Kraft aus dem Glauben und der Freude erhält.
AMEN
(C) 2005 - Alle Rechte vorbehalten |
|