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Mk 2, 1-12: "Bringt die Menschen zu mir"

 
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RKnudsen



Anmeldedatum: 31.10.2006
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BeitragVerfasst am: 31.10.2006, 22:19    Titel: Mk 2, 1-12: "Bringt die Menschen zu mir" Antworten mit Zitat

Sonntag, 19.02.2006
Gemeinde Kassel (Fernkurs)
Predigt Reiner Knudsen

(Lesung: 2 Kor 1, 18-22)
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Das Evangelium, das wir heute hören, steht bei Markus im Zusammenhang mit mehreren Texten, die sich zum einen mit „Wundern“ beschäftigen, zum anderen mit dem wachsenden Konflikt, der sich zwischen Jesus und den Schriftgelehrten bzw. den Pharisäern herausbildet. Also wäre dies eigentlich der richtige Moment für eine Auslegung über genau diese Themen.

Beim Lesen des Textes ist mir aber ein Aspekt ganz besonders aufgefallen, der in der sich zuspitzenden Geschichte am Ende ein wenig untergeht und auf den ich mich deswegen heute konzentrieren möchte: Vier Männer bringen einen Gelähmten auf einer Trage zu Jesus. Dabei lassen sie es aber nicht bewenden. Als sie sehen, dass ihnen der direkte Zugang wegen der vielen Menschen verwehrt ist, tragen sie den Gelähmten sogar auf das Dach, öffnen es und lassen die Trage direkt zu Jesus herunter.

Wir erfahren in diesem Text nicht, wer die Männer sind oder in welchem Verhältnis sie zu dem Kranken stehen. Aber wenn wir uns vor Augen halten, welchen Aufwand sie auf sich nehmen, um diesen Mann zu Jesus zu bringen, dann bekommen wir eine Ahnung davon. Vielleicht sind sie nicht direkt aus Kafarnaum, sondern aus dem Umland, haben die Trage über schwierige Wege und durch die Hitze bis hierher geschleppt. Und als sie sehen, dass sie nicht weiterkommen, resignieren sie nicht, drehen um und ergeben sich und den Kranken dem eigenen Schicksal, sondern sie gehen mit aller Kraft einen Weg, der uns staunen lässt. So stark ist ihr Wille, ihren Freund – oder vielleicht den Bruder oder Vater - zu Jesus zu bringen, dass sie keine Widrigkeit aufhält, so groß ist ihre Hoffnung, dass alle Mühe und Anstrengung das Ergebnis wert sind – und am Ende (das wissen wir nun) werden sie auch nicht enttäuscht.

Und was passiert, als schließlich der Gelähmte so spektakulär zu Jesus gelangt? Es heißt

Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, Deine Sünden sind Dir vergeben!

Jetzt mag man sich fragen: „Und? Das war’s? Dafür der weite Weg? Dafür die Aktion mit dem Dach?“ Um aber die Worte Jesu zu verstehen, ist es wichtig zu verstehen, dass Krankheiten, Schicksale, Unglücke in jenen Zeiten - noch stärker als heute – als Strafe Gottes für begangene Sünden angesehen wurden. Der Kranke, der Gelähmte, der Blinde, der Verunglückte – sie alle waren in den Augen der Menschen offensichtlich gestrafte Sünder. Mit dem Satz

Deine Sünden sind Dir vergeben

will Jesus diesen Menschen frei sprechen: Gott sagt Ja zu Dir, er befreit Dich, er macht Dich gesund. Und vermutlich weil der Gelähmte selbst nicht dran glauben mag, dass sein Leiden nun ein Ende hat, fügt Jesus noch hinzu:

Steh auf, nimm Deine Tragbahre und geh nach Hause

Auf diesen Impuls hin versteht auch der Betroffene selbst, was ihm ermöglicht und geschenkt wurde.

Und das alles verdankt er jenen Vier, die vermutlich glücklich und zufrieden diese Szene durch das zerstörte Dach hindurch beobachtet haben. Die, denen kein Weg zu weit und keine Mühe zu schwer war, ihren Freund zu Jesus zu bringen – weil sie wussten, dass nur er hier helfen kann. Weil diese Vier ihn selbstlos leiteten, war der Gelähmte am Ende der Beschenkte, der Befreite.

Wer möchte da nicht gerne einer der Vier sein? Ein Pfarrer erzählte mir, dass er früher, wenn er im Bibliodrama diese Szene nachspielen lassen wollte, niemals Probleme hatte, Darsteller für die vier Helfer zu bekommen. Und so ist jeder von uns aufgerufen, von Jesus Christus aufgefordert, genau diese Rolle einzunehmen. „Bringt die Menschen zu mir“ heißt es häufig im Wirken Jesu. Dieser Aufruf gilt uns allen: Bringt die Menschen zu Jesus – denn hier kann den Gelähmten geholfen werden. Das hat etwas Missionarisches. Denn das Evangelium zeigt uns, was wir bewirken können, wenn wir diejenigen zu Gott bringen, die nicht weiter wissen, die bewegungsunfähig, vielleicht verängstigt sind, die keinen Ausweg wissen. Gott sagt Ja zu jedem, er hilft, befreit.
In der Lesung haben wir das deutlich vernommen:

Jesus Christus ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht. Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat.

Gott sagt Ja zu uns, zu allen Menschen – und dieses Ja ist ohne Einschränkung, ist ohne Vorbedingungen. Es geht Gott nicht darum, abzustrafen, es geht ihm nicht darum, Menschen mit zusätzlichen Belastungen zu beschweren. Darum vergibt er die Sünden. Dazu ist Jesus Mensch geworden.

Er hat den Geist in unser Herz gegeben,

haben wir in der Lesung gehört. Der Geist, Begeisterung, Faszination ist uns in unserem Herzen lebendig. Begeisterung, mit der wir die, die gelähmt sind, zu ihm bringen können. Der Mensch, dem wir den Weg zu Jesus eröffnen, findet nicht nur ihn, er findet darüber hinaus auch Gemeinschaft, Gemeinde: Menschen, die jeder Mensch braucht und die häufig fehlen, wenn ich am Leben verzweifele, isoliert bin oder mich selbst womöglich isoliere, wenn ich nicht weiter weiß. Menschen, die da sind, die ermutigen, die aufrichten. Auch in der Lesung hören wir, dass Paulus nicht alleine unterwegs ist, sondern in Gemeinschaft mit Silvanus und Timotheus reist, damit sie einander helfen und stärken können.

Das Nachdenken über diesen Text lässt die Frage aufkommen: Wo stehen wir heute mit unseren Gemeinden? Welche Mühe machen wir uns – und damit meine ich nicht die „Hauptberuflichen“ -, die Gelähmten abzuholen, sie mitzunehmen, sie vielleicht auf ihrem Weg auch ein Stück weit zu tragen? Wie viel Mühe sind wir bereit zu investieren?

Ich denke, das Evangelium ist Aufforderung an uns, aktiv zu sein. Wir sollen den Menschen, denen wir begegnen, Wegweisung sein; Wegweisung zu Gott. Es geht darum, den Bedürftigen zu unterstützen, mit ihm den Weg zu gehen, Schwierigkeiten zu überwinden im festen Glauben, dass die Erfahrung von Gottes Ja auch diesen Gelähmten wird wieder laufen und leben lassen.

Häufig, wenn ich Geschichten aus der Bibel lese oder höre, mal ich mir im Geist Bilder, um mir die Szenen vorzustellen. Manchmal spinne ich den Faden der Geschichte in meinen Bildern weiter. Ich sehe die vier, die von oben sehen, was geschieht und die staunen und es nicht fassen können, als ihr Freund aufsteht und geht. Aber schon im nächsten Moment bricht Jubel unter ihnen aus. Sie freuen sich, stoßen einander an, lachen und rutschen vom Dach herunter. Unten nehmen sie ihren Freund in die Mitte und gehen fröhlich und glücklich nach Hause.

Ihr Glauben, ihre Hoffnung, ihr Mut und Mühe haben ihren Freund das Ja Gottes erfahren lassen. Ich denke, das war gut investierte Mühe.
Lassen wir uns von ihrer Freude anstecken – und auch unsere Gemeinden mit dieser Freude begeistern, Menschen zu Jesus zu bringen.
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