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Lk 3, 10-18: Wie Gott, zum Menschen werden

 
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André Golob



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BeitragVerfasst am: 06.02.2007, 23:28    Titel: Lk 3, 10-18: Wie Gott, zum Menschen werden Antworten mit Zitat

Eucharistiefeier
3. Adventssonntag (Gaudete), Lesejahr C
Alt-kath. Gemeinde Bottrop, 17.12.2003, 10.00 Uhr
Krezkampkapelle „Christi Verkündigung“
Leitung und Predigt: Vikar Dr. André Golob
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Lk 3, 10-18 Wie Gott, zum Menschen werden


Die heutige Lesung paßt sehr gut in den Advent. Johannes der Täufer läutet die Adventszeit quasi ein. „Es kommt einer, der wird euch mit dem heiligen Geist und dem Feuer taufen. Nicht ich bin es, sondern einer, dem ich nicht würdig bin die Schuhe aufzuschnüren, die Sandalenriemen zu lösen heißt es bei Markus. Dies sagt Johannes in einer Atmosphäre der freudigen Erwartung. „Gaudete“ feiern wir heute, den Freudensonntag. Und wir denken an die vielen Menschen, die zusammen mit Johannes spürten, die Zeit ist nah – die Zeit der Befreiung durch den Messias steht kurz bevor.

Und man wollte vorbereitet sein auf diese Ankunft, sich präparieren für sein Kommen, wenn nötig sein Leben ändern. So fragten sie Johannes was zu tun sei – wie sie sich Gott wohlgefällig verhalten sollten. Den einfachen Leuten empfahl Johannes: Teilt was ihr habt, Essen und Kleidung, schaut um euch. Wenn es einem schlechter geht als euch, so helft wo ihr könnt. Die Zöllner werden darauf hingewiesen, sich an die vorgegebenen Zolltarife zu halten, nicht in die eigene Tasche zu wirtschaften und niemanden übers Ohr zu hauen. Etwas differenzierter fällt die Antwort für die Soldaten aus. Sie sollen niemanden mißhandeln oder erpressen und zufrieden sein mit ihrem Sold.

Ob die Menschen mit den Antworten zufrieden waren, darüber sagt Lukas nichts. Aber so wie ich die Menschen kenne, waren sie sicher nicht glücklich darüber. Viel lieber hätten sie etwas - in ihren Augen besonderes – gemacht: Einen golden Tempel errichtet oder einer Triumphwagen oder Thron gebaut, vielleicht den Römern eins übergebraten, anstatt solche ethischen Ratschläge zu befolgen, die ja dem gesunden Menschenverstand und der Erfahrung im Alltag ohnehin widersprechen.

Es macht ja auch nicht wirklich Sinn, jemanden mit dem nie erlöschenden Höllenfeuer zu drohen, um eine Verhaltensänderung zu erzielen. Die Pädagogik des Johannes ist nicht die des Jesus von Nazareth. Es ist eine Pädagogik, die nicht auf Einsicht basiert, sondern auf Angst. Viele von uns kennen das noch aus der römischen Kirche. Da wird ein Weltkatechismus aufgestellt, der uns peinlich genau sagt, was zu tun ist – quasi ein vatikanischer Knigge – jede kleine Winzigkeit ist dort geregelt. Bei Nichtbefolgung drohen „Hölle, Tod und Teufel“. Das begegnet uns immer wieder. Daß wir auf Menschen treffen, die uns sagen was gut für uns ist, die meinen sie wissen es besser als wir, die angeblich mehr Wahrheit und Weisheit haben als der Durchschnittsmensch, die sich unfehlbar fühlen. Da brauchen wir gar nicht an den Papst zu denken, das gibt es überall.
Aber auch wenn Johannes eine Hau-drauf-Pädagogik zueigen ist, so hat er doch erkannt, daß es nur einen gibt, der Wahrheit für sich beanspruchen kann, nämlich Jesus der Messias.

Jesus ist jemand der den Menschen nicht mit Wut begegnet. Jesus ist nicht jemand der über die Leichen der vermeintlichen Unbelehrbaren geht. Jesus ist nicht so jemand wie Josef Stalin, der seine Gulaks schon eingerichtet hat, mit dem Blasebalg der blinden Wut das Höllenfeuer schürt. Nein Jesus ist der Sohn Gottes, eines Gottes, der uns Menschen versprochen hat: So etwas wie die Sintflut - die Ohmacht eines verbitterten Lehrers - wird es nie mehr geben – ab jetzt herrscht bis in alle Ewigkeit Liebe. Gott ist uns nahe, so nahe, daß er bereit ist sich uns gleich zu machen – in der Krippe und am Kreuz. Er identifiziert sich mit uns bis ins allerletzte und zeigt uns: So müßt ihr es miteinander halten. „Jesus, Jehoshua, Emanuel“, der Name Christi heißt in allen Sprachen: „Gott mit uns“.

Ich las bei Meister Eckehart in einer Weihnachtspredigt ein Gleichnis. Es ist eine etwas brutale Geschichte, aber trotzdem verdeutlicht sie die Radikalität der Menschwerdung Gottes. Ich habe sie schon mal in Köln vorgelesen – da hatte man Probleme damit. Ich möchte sie trotzdem vortragen.

Es war einmal ein Ehepaar, die liebten sich sehr. Eines Tages widerfuhr der Frau ein Unfall und sie verlor ein Auge. Sie war sehr betrübt darüber und immer wieder spendete ihr Mann ihr Trost wegen des verlorenen Auges. Doch sie sprach zu ihm: Lieber Mann ich bin nicht betrübt weil ich ein Auge verloren habe, damit kann ich leben. Vielmehr habe ich Angst, daß Du mich wegen meines fehlenden Auges nicht mehr liebst. Da sagte der Mann: Meine liebe Frau ich hab Dich lieb daran kann dein Auge nichts ändern. Am nächsten Tag nahm er ein Messer und stach sich ein Auge aus. Dann ging er zu seiner Frau und sagte: Schau, damit Du nun glaubst, daß ich Dich liebe, habe ich mich Dir gleich gemacht. So verhält es sich auch mit der Beziehung des Menschen zu Gott. Auch der Mensch konnte nicht glauben wie lieb Gott ihn hat, bis daß Gott sich selbst ein Auge ausstach und menschliche Natur annahm.

So weit die Worte Meister Eckeharts. Gerade diesem Mann – ein Meister der Mystik und zugleich einem erfahrenen Lebemeister – ist es wichtig zu zeigen: Gottgefälliges Handeln entsteht nicht aus Angst heraus. Gutes Verhalten kann man nicht mit Drohungen erzwingen. Wir müssen wie Gott Mensch werden! Nur die Identifikation mit unserem Nächsten kann uns von richtigen Verhaltenweisen überzeugen. Das ist eine allgemeinmenschliche Weisheit, die sich auch in den Lehren Immanuel Kants wiederfindet. Kant, der große Philosoph aus Königsberg, nennt es den „kategorischen Imperativ“: Handle gegenüber anderen so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Auch er sieht die Fähigkeit in uns gelegt, jenseits von Angst und Drohung vernünftig zu handeln. Tun wir dies nicht, so sind wir eigentlich krank, unserer Ebenbildlichkeit zu Gott ist verdeckt. Wir müssen den Spiegel dann von Staub befreien, ehe wir uns wieder anblicken können.

Die Pädagogik Jesu Christi ist eine Pädagogik der Liebe und des Verständnisses. Das beinhaltet auch das Wissen, daß menschliches Verhalten Ursachen hat, daß schuldhaftes Verhalten nicht immer zu bestrafen ist, sondern der Aufklärung bedarf und der Heilung. Jesus ist Arzt – keiner weiß es besser als der Evangelist Lukas, der selbst Mediziner war.

Wie jemand, der geheilt das Krankenhaus verläßt - ledig aller Schmerzen - so dürfen wir uns fühlen, behütet durch Jesus Christus, der für jeden von uns eine spezielle und wirksame Medizin bereit stellt. Wir brauchen uns nicht fürchten, denn Christus schickt uns nicht ins Krematorium, sondern gibt uns die Medizin des Lebens. So können wir mit Zefanja Gott preisen:

Fürchte Dich nicht Zion!
Laß die Hände nicht sinken!
Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte,
ein Held, der Rettung bringt.
Er freut sich und jubelt über dich.
Er erneuert seine Liebe zu dir,
er jubelt über dich und frohlockt,
wie man frohlockt an einem Festtag.

„Gaudete“ heißt es heute – „freuet euch“, der Herr ist nahe!

Amen
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